Jüdische Feste und Traditionen

 

Wir dachten, wenn wir über das Leben der Juden in Nördlingen schreiben wollen, müssen wir auch wissen, was das Leben der jüdischen Gemeinschaft ausmachte und das war nun mal vor allem ihr Glaube. Damit aber auch die Besucher der Website über diesen Glauben informiert werden, haben wir jene Seite erstellt.

Der jüdische Kalender

Zuallererst muss man wohl wissen, dass Juden ihren eigenen Kalender haben. Dieser besteht ebenfalls aus 12 Monaten, wobei sie auf den Mondphasen basieren. Das jüdische Jahr beginnt im Herbst mit dem Monat Tischri. Um in diesem Text anzugeben, wann welche Feste stattfinden, schreiben wir die christlichen Monate, in denen sich das Fest befindet.

 

Noe Anzeigeblatt 1895 09 19 Marx Rosch ha Schana
Eine jüdische Familie wünscht Nördlinger Bekannten 
zu Rosch ha-Schana Glück,
Nördlinger Anzeigeblatt, 19.9.1895

Neujahr oder Rosch ha-Schana 

Wie oben erwähnt, beginnt das jüdische Jahr im September oder Oktober, oder in dem jüdischen Monat der hohen Feiertage Tischri, mit Rosch ha-Schana. Typisch für dieses Fest sind die Töne der Widderhörner, die an das Opfer des Widders von Abraham an Isaaks Stelle erinnern sollen. Neujahr dauert zwei Tage, welche als „Tage der Musterung aller Menschen vor dem gerechten und barmherzigen Schöpfer“ gelten.

 

Der Versöhnungstag oder Jom Kippur
Das ist der höchste Feiertag der Juden und er findet 10 Tage nach Rosch ha-Schana statt. Somit wird er immer noch während des Tischri und des Septembers oder Oktobers gefeiert. An diesem Tag soll Sühne für vergangene Sünden begangen werden. Während des Gottesdienstes gibt es ein großes gemeinsames Sündenbekenntnis.
Zu biblischer Zeit war das der Tag, an dem ein Priester das Innerste des Tempels in Jerusalem betreten durfte.

Der jüdische Geschäftsmann Thalheimer
wirbt für Jom Kipur-Kerzen,

Nördlinger Anzeigeblatt, 25.9.1895

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Laubhüttenfest oder Sukkot 

Laubhütte
Laubhütte der Familie Ascher
am Marktplatz in Nördlingen
um 1900.
Foto von Johann Kellermann,
Stadtarchiv Nördlingen

Das Laubhüttenfest ist das letzte Fest während des Tischri, es dauert acht Tage und soll an die Wüstenwanderung erinnern. Es ist ebenfalls ein Erntedankfest und es werden Laubhütten gebaut, in denen während der Festtage die Tora studiert wird und auch Mahlzeiten eingenommen werden. Die Feiertage enden mit dem Fest der Torafreude, bei dem die Lesung der Tora abgeschlossen und wieder von neuem begonnen wird.  

 

Chanukkia
Chanukkia, Stadtmuseum
Nördlingen, Inv. Nr. 405

 

Chanukka(h)
Chanukka ist ein Lichterfest, das um den ersten Advent gefeiert wird, es hat nichts mit dem christlichen Weihnachten zu tun. Es dauert acht Tage und wird zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem gefeiert. Ein bekannter Brauch ist die Chanukkia oder der Chanukkaleuchter, ein acht- oder neunarmiger Leuchter, dessen Kerzen zu Chanukka angezündet werden.  

 

Purim
Purim ist ein Freudenfest, welches im Februar oder März gefeiert wird. Es dauert zwei Tage, in denen Geschenke verteilt werden und sich Kinder verkleiden.

 

Matzen
Ein jüdischer Bäcker wirbt für seine Matzen,
Nördlinger Anzeigeblatt, 18.3.1895

Pessach oder Passa(h)
Das ist ein Frühlingsfest, mit dem man den Auszug aus Ägypten feiert.  Es wird während des jüdischen Monats Nissan, also im März oder im April, veranstaltet. Ein wichtiger Brauch ist das Passamahl, das am Sederabend nach einer festen Ordnung abläuft (Seder bedeutet „feste Ordnung“). Dazu werden Matzen gegessen, das sind dünne runde Brote aus ungesäuertem Teig.

 

Wochenfest oder Schawuot
Schawuot ist ein Feiertag, der 50 Tage nach dem Passafest gefeiert wird. Es entspricht dem christlichen Pfingsten und ist ein Fest zur Erinnerung an die Gottesoffenbarung am Sinai, dort wurden Moses die 10 Gebote überreicht.

 

Sabbat

Berches
Ein jüdischer Bäcker wirbt für seine Berches,
Nördlinger Anzeigeblatt, 16.9.1895

Der Sabbat ist jede Woche vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum Sonnenuntergang am Samstag. Er entspricht dem christlichen Sonntag. An diesem Tag gibt es „Berches“, ein Gebäck aus gesalzenem Milchteig und geriebenen Kartoffeln, das mit Mohn bestreut wird. Es besteht aus mehreren Strängen. Bei strengerem Glauben sind am Sabbat sämtliche Tätigkeiten, die als Arbeit zählen, verboten.

 

Beschneidung
Ein jüdischer Junge wird am 8. Tag nach seiner Geburt durch den „Mohel“, also den Beschneider, an der Vorhaut beschnitten.

 

Bar Mizwa
So wird das Erwachsenwerden im Glauben bei Jungen genannt. Bei Mädchen heißt es Bat Mizwa, das ist jedoch ein noch recht junger Brauch. Es wird gefeiert, wenn die Kinder circa 13 Jahre alt sind.

 

Speisegebote

Wurst
Ein jüdischer Metzger wirbt für seine Wurst,
Nördlinger Anzeigeblatt, 15.11.1895

Bei Juden muss das Essen „koscher“ sein. Koscher ist Fleisch von wiederkäuenden Säugetieren, deren Hufe voll gespalten sind, zum Beispiel Rinder; auch das Fleisch von Vögeln oder Fischen ist erlaubt. Wichtig ist, dass dem Fleisch sämtliches Blut entzogen wurde. Auch die Milch und das Fleisch müssen in der Küche voneinander getrennt werden.

Natürlich sind das längst nicht alle jüdischen Traditionen, trotzdem hilft es vielleicht, das Leben der Juden besser zu verstehen.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.