Die jüdische Metzgerei Rakofsky

Löpsingerstraße 38

 

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Das Haus heute
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Das Haus
damals 

 

Im Haus in der Löpsingerstraße lebte zwischen 1906 und 1939 die Metzgerfamilie Rakofsky, bestehend aus Meier und Jette Rakofsky, ihren Kindern Justin und Helene, sowie später auch Helenes Mann Hermann Mahler und deren 1937 geborener Sohn Bernd. Das Haus hatte eine Schlachtküche und einen Laden. Zudem gehörte ein Stadel in der Frauengasse dazu.

In der Metzgerei wurde ausschließlich koscher geschächtet. Nachdem Meier Rakofsky 1930 starb, übernahm sein Schwiegersohn Hermann Mahler den Betrieb.

Die Geschichte der Familie ist tragisch. 1939 mussten Jette, Helene, Hermann und der zweijährige Bernd vor den Nationalsozialisten fliehen. Ihr Plan war, zuerst nach Belgien zu gehen, um dort Justin Rakofsky, welcher ausgewandert war, zu besuchen.

fbu Kennkarte Jette Rakofsky Bestand Stadtarchiv
Kennkarte von Jette,
Stadtarchiv Nördlingen,
Bestand Kennkarten 

An der belgischen Grenze gab es jedoch ein Problem mit dem Visum von Helene. Es war ihr nicht möglich auszureisen. Sie wollte daher zu einem amerikanischen Konsulat gehen, um dort den Fehler in ihrem Visum ausbessern zu lassen, während ihre Familie in Belgien wartete. Vermutlich aufgrund von Spannungen zwischen den USA und Deutschland war dieses jedoch geschlossen, so dass es für sie keine Möglichkeit gab, Deutschland zu verlassen. Sie holte ihren Sohn Bernd zu sich zurück und ging wieder nach Nördlingen. Ihre Mutter blieb bei Justin in Brüssel. Hermann ging zuerst nach England und später in die USA zu seinem Bruder, der nach New York ausgewandert war. Helene und der kleine Bernd mussten dagegen in Nördlingen in die Sammelunterkunft „Am Grünen Meer 1“ ziehen.  Zusammen mit 23 weiteren Juden wurden die beiden 1942 nach Piaski in Polen deportiert und dort ermordet. Man findet heute ihre "Stolpersteine" vor dem Haus Am Grünen Meer.

 

Quellen:
- Rolf Hofmann, http://www.alemannia-judaica.de/noerdlingen_familienblaetter.htm, 12.12.2021
- Bauarchiv der Stadt Nördlingen, „Plan über Aufbau eines 2. Abortes, sowie zur Herstellung einer neuen Dunggrube im Anwesen des Herrn Meier Rakofsky D 168 Hier“, Oktober 1918
- Bericht von Walter Stoll , E-Mail vom 19.1.2022
- Keßler, Hermann, Die jüdische Gemeinde in der Stadt Nördlingen 1860-1942, In: Dokumentation Rieser Kulturtage, Band VII/I, 1988, S. 327-391
- Stadtarchiv Nördlingen, Bestand Kennkarten
- Stadtarchiv Nördlingen, Grundsteuer-Register II, 1940 mit 1943, S. 62 (https://www.noerdlingen.de/verwaltung/stadtarchiv/online-recherche, 10.12.2002)

 

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